Lymphödem: So hilft die Plastische Chirurgie

| Chirurgie V – Plastische Chirurgie Plastische, Rekonstruktive, Ästhetische und Handchirurgie 

Eine flache Delle, die zurückbleibt, wenn die Haut eingedrückt wird: Das kann das Anfangsstadium für ein Lymphödem sein. Meist treten Schwellungen auf einer Körperseite auf. Das Gewebe ist geschwollen, betroffene Gliedmaßen fühlen sich schwer an. Prof. Dr. Jürgen Dolderer, Direktor der Klinik für Plastische, Rekonstruktive und Ästhetische Chirurgie an der Klinikum Bayreuth GmbH, weiß, wie sehr Patientinnen und Patienten darunter leiden. Die gute Nachricht: Dagegen lässt sich etwas machen.

Herr Prof. Dolderer, was genau ist ein Lymphödem und wie kann es dazu kommen?

Prof. Dolderer: Das Lymphödem ist eine Erkrankung, die durch schmerzhafte Schwellungen an Armen und/oder Beinen charakterisiert ist. Die Schwellung entsteht, wenn die Lymphgefäße oder Lymphknoten den regulären Abfluss der Lymphflüssigkeit aus einem Körperbereich nicht mehr bewerkstelligen. Dabei kann man zwei Arten von Lymphödemen unterscheiden: das primäre angeborene Lymphödem und das sekundäre Lymphödem, das infolge von Schädigung des Lymphsystems wie beispielsweise durch Operationen oder Strahlentherapie im Rahmen einer
Tumorerkrankung entsteht. Als Folge kommt es zu einem Flüssigkeitseinstrom ins Gewebe und somit zur Schwellung. Neben der Umfangszunahme beklagen die Betroffenen auch ein vermehrtes Spannungsgefühl und Schmerzen, die im alltäglichen Leben einschränken.

Wie können Sie und Ihr Team chirurgisch helfen?

Prof. Dolderer: Dafür haben wir verschiedene Optionen. Wir können zum Beispiel mit Hilfe eines Mikroskops und mikrochirurgischer Instrumente ein Lymphgefäß an eine nahgelegene Vene anschließen. Dann Weise kann die Lymphflüssigkeit über das venöse System abtransportiert werden und aus der betroffenen Extremität abfließen. Der Abfluss aus dem Lymphgefäß in die Vene gelingt deshalb, da in den sehr kleinen Venen, die einen Durchmesser von nur 0,3 bis 0,8 Millimeter haben, der Druckgradient so gering ist, dass die Lymphflüssigkeit einfach hineinfließen kann.
Eine andere Möglichkeit ist eine Transplantation von Lymphknoten Hierbei werden Lymphknoten, zum Beispiel aus der Leiste, mit ihrer eigenen Blutversorgung als freier Gewebetransfer gehoben, zu dem betroffenen Arm oder Bein transplantiert und dort an die Empfängerstelle an die vorhandenen Gefäße mikrochirurgisch angeschlossen. Aus den transplantierten Lymphknoten bilden sich auf lange Sicht neue Lymphbahnen aus, die den Lymphabfluss zunehmend verbessern.  Auch der Lymphknoten selbst kann die Lymphflüssigkeit aus der Umgebung ins venöse System abtransportieren.
Bei fortgeschrittenen Lymphödemen kann eine Liposuktion zur Gewebe- und Umfangsreduktion im betroffenen Bereich erwogen werden. Einfach gesagt ist eine Liposuktion das Absaugen überschüssigen Fetts mit Hilfe einer kleinen Kanüle.

Was ist nach der OP zu beachten?

Prof. Dr. Dolderer: Nach einem lymphchirurgischen Eingriff muss die Patientin oder der Patient für eine bestimmte Zeit Kompressionswäsche tragen. Der Lymphabfluss soll gleich am Folgetag der OP durch manuelle Lymphdrainage unterstützt werden. Und wir sehen bedarfsgerechte Schmerztherapie und frühe Mobilisierung vor.

 

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Lymphödem: Die Delle in der Haut ist ein Warnsignal.

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Prof. Dr. Jürgen Dolderer, Direktor der Klinik für Plastische, Rekonstruktive und Ästhetische Chirurgie an der Klinikum Bayreuth GmbH.